Zen ist, wenn der Schlüssel noch steckt
Eine Geschichte über Rollenwechsel, Resilienz und eine Tiger-Spinne in der Nebenrolle
Heute war ich nicht die Ruhige. Nicht die Abgeklärte.
Heute war ich die, die den Schlüssel stecken ließ.
Wir wollten wandern. Ich habe alles gepackt – auch meine Gewissheit, wie gut ich organisiert bin.
Vor dem Losgehen sehe ich sie.
Eine Spinne, groß und schön, hängt oben am Türrahmen. Ich bleibe stehen, lasse alles kurz stehen. Staune.
Mein Mann kommt dazu:
„Tiger-Spinne – riesig, aber ungefährlich“, sagt er.
Ich denke: Dafür bräuchte ich ein anderes Objektiv.
Ein Moment der Ruhe.
Und dann gehen wir los.
Ein paar Kilometer später, mitten im Dschungel von Cilaos:
Dieser Gedanke – wie ein Kiesel im Schuh.
Schlüssel?
Nicht im Fach. Nicht am Haken. Nicht da.
Mein Mann bleibt ruhig.
„Voucher-Alarm“, sagt er.
Unser Code für: Etwas wurde vergessen, und du weißt es schon.
Ich durchsuche alles. Zweimal.
Tür offen. Auto offen.
Ich offen – für Panik.
Und das Komische:
Normalerweise bin ich die Ruhige. Die Abgeklärte.
Ich bin Resilienz-Trainerin. Und Achtsamkeitsklugscheißerin.
Und heute?
Ich verliere die Fassung.
Heute war verkehrte Welt: Er der Buddha, ich die Affenschaukel.
Ich will zurück. Sofort.
Er sagt: „Wenn du jetzt zurückgehst, bist du zwei Stunden unterwegs.“
Ich gehe trotzdem weiter bergauf. Widerwillig.
Fluche.
Atme.
Kaum, aber immerhin.
Der Weg wird ein Test. Nicht dramatisch – aber echt.
Irgendwann weicht die Scham dem Schritttempo.
Also gehe ich.
Nur den letzten Kilometer laufe ich schneller.
Weil ich will, dass es vorbei ist. Dass es gut ist.
Der orange Schlüssel.
Im Schloss.
Ganz still. Ganz da.
Was bleibt:
Ich bringe anderen bei, mit Unsicherheit umzugehen.
Heute habe ich selbst geübt.
Einen Ticken ernster, ehrlicher – aber genau richtig.